Die Djembe, eine detalierte Beschreibung:
Ursprung, Arangements, Technik, Rhythmen, Tänze, Bauarten,
Nachspannen, Pflege...
Auch bezeichnet als: le (der!) djembé (franz.), the jembe
(engl), Yinbe, Yimbe (malinke, Mali, Guineè), le papa, (Guineè
Conacry), Gbèlèkbè (susu, Guineè).
Grunlagen und Ursprung
Die kelchförmige Trommel, mit Ziegenhaut (früher mit
Antilopenhaut) bespannt, die wir heute allgemein als Djembé
kennen, stammt von den Volksgruppen der Malinke und Bambara
aus Westafrika, den heutigen Gebieten Guinea Conacry,
Mali, Burkina Faso sowie der Elfenbeinküste.
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Mamada Keita
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Die Form könnte nach Ansicht einiger Autoren ursprünglich
aus dem orientalischen Raum stammen. Für ihre Verbreitung über
die ganze Welt gibt es eine historische Grundlage, welche immer
noch wirksam ist (siehe den eindrucksvollen Dokumentarfilm "Djembefola"
(Meistertrommler) von einem der Größten auf diesem Instrument,
dem heute in Brüssel lebenden Mamady
Keita. (hier zu seiner homepage)
Guinea Conacry, die erste französische Kolonie in Westafrika,
die sich für unabhängig erklärte, wurde dafür
mit Isolation und Ausgrenzung von der Staatengemeinschaft bestraft.
Der berühmt-berüchtigte Präsident Sékou
Touré hatte die Idee, aus den besten Trommlern, Artisten
und Tänzern gebildeten, vier fantastischen Nationalballetts,
sein Land und seine Kultur zu den weißen Nationen zu bringen.
Auch wenn heute kaum jemand dem zuletzt sehr autoritären und
diktatorischen Regime von Sékou Touré nachtrauert
seine Idee war und ist ein Erfolg.
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Bougarabou
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Die Djembe kann heute als die in den westlichen Industrienationen
wohl am weitesten verbreitete, afrikanische Trommel gesehen werden.
(Praktisch jedes Volk Afrikas verfügt über seine eigenen,
charakteristischen traditionellen Trommeln, die sich in Form, Bespannung,
Klang und Spieltechnik unterscheiden wie auch in den darauf erzeugten
Rhythmen: Die Sabar der Wolof, die Bougarabou der Djola, die Bata
der Yoruba, die keramische Udu der Ibo in Nigeria, um ein paar Beispiele
aus Westafrika zu nennen.)
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Sabar
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Die Form der Djembe, der Kelch, ist ein altes spirituelles Symbol
(u.a. für das Sich-Ergeben im Fluss des Seins). Der Holzkorpus
ist extrem fest und mit relativ dünner Haut bespannt, die mit
den Händen gespielt wird. Die direkte Berührung - Haut
auf Haut, skin to skin - ist fühlbar.
Das Fühlen, das Begreifen, die einfühlsame und spürbare
Spieltechnik ist erregend. Ihre tiefen Bassschwingungen, bedingt
durch die Kelchform, (physikalisch ein Helmholtz-Resonator) stehen
im Gegensatz zu den grellen Slaptönen - das erzeugt Spannung.
Die gespielten Rhythmen sind wie ein Tanz der Hände auf dem
Trommelfell und können einen tiefen, meditativen Zustand herbeiführen.
Eine Rückschwingung vom Gehör zur Bewegung und zur Berührungswahrnehmung
entsteht.
[nach oben]
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Djun-Basstrommel
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Das klassische Djembe-Arrangement
Selten wird die Djembe allein gespielt. Bei uns oft zu wenig beachtet,
sind es die Basstrommeln, die den Rhythmus in seiner Ganzheit erkennen
lassen.
Wie Rainer Pollak "Festmusik als Arbeit, Trommeln als Beruf"
in seinem Buch beschreibt, war füher (1950, 1960) in Bamako
das traditionelle Set eine Djembe und eine Basstrommel. Das hat
sich inzwischen weitgehend geändert. Es werden heute meist
drei Bässe eingesetzt, zusätzlich wurden die Tempi der
Rhythmen bis in die Bereiche von 700 ppm gesteigert.
Die große Djun (Djung, Doundoun,), die mittlere Sangpan
(Sanpan, Sang) und die kleine Kenkede (Kenkene) sind mit
dicker Rinderhaut hart bespannt. Mit relativ dicken Stöcken
(rechte Hand) entlocken ihnen die Bassspieler dumpfe, durchdringende,
von Glocken (linke Hand) begleitete Bassrhythmen.
Auf diese langen Basszyklen setzen heute drei bis fünf Djembespieler
(sitzend) mehrstimmige Begleitrhythmen, die dann von ein bis drei
Djembesolisten (stehend) rhythmisch "überflogen" werden. Es
entsteht ein wildes Wechselspiel mit den TänzerInnen, welche
sich aus dem umstehenden Kreis immer nur für kurze Zeit in
das wirbelnde Geschehen wagen und nach Darbietung einer persönlichen
Interpretation der durchaus traditionell festgelegten Tanzfiguren
und einem eleganten oder witzigen Abgang der /dem Nächsten
Platz machen. Dabei wird eine hohe rhythmische Virtousität
erreicht, die wir Europäer ohne Erfahrung und Ausbildung oft
gar nicht hören können. Das Niveau der rhythmischen Virtuosität
afrikanischer Musik ist durchaus vergleichbar mit dem virtuosen
Niveau der Tonalität der europäischen Musik.
Dazwischen erfolgen langsamere Passagen mit Gesang, im Sinne der
Griot. (In Westafrika heißen die Musiker Griot. Sie
sind aber nicht nur Musiker in unserem Sinne, sondern Träger
des kulturellen Wissens. Bei Festen sind sie dafür zuständig
die Zeremonien zu leiten, Menschen und deren Geschichten und Charaktere
zu besingen und sie dadurch mehr oder weniger glücklich zu
machen. Diese Macht brachte ihnen bei manchen Volksstämmen
einen ein wenig zweifelhaften Ruf ein, bei anderen Stämmen
genießen sie jedoch hohes Ansehen.)
"Real African music is so little known
that the European variety is often mistaken for authentic African
music - which in turn is too often taken to be a westernised toning
down of the real thing. In fact what we most often hear in Europe
is played by pseudo-African drummers who simplify everything and
perform the same regular monotonous rhythms, with neither creation
nor imagination. Such stereotyped rhythms have made us insensitive
if indeed we in the west ever where respective to
rhythmic subtlety. As soon as a rhythm becames too complex, our
sense shun it. We now recognise however that we have much to learn
on this subject in both Asia and Africa. For this reason, all our
composers and most of our best performers have started to study
Indian, Indonesian, Japanese or African rhythms. The
African drum is not an accompanying instrument. The African drum
is not a gong. The African drum is not exotic. The jembe does not
provide fun for the tourists nor is it part of a variety act, nor
is it a "bit of local colour". It is an INSTRUMENT."
(Alain Saron über Adama Dramé, einen der größten
Djembespieler Westafrikas) zur homepage von Adama Dramé:http://adamadrame.free.fr/
[nach oben]
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Bsp: Kokobasajo
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Bsp: Kuku
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Bsp: Liberté
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Bsp. Sarsonier
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Schlagtechnik und Klang
Die Trommelschläge der Djembe sind reich an Obertönen.
Es ist der Djembe auch von AnfängerInnen schnell ein wohlklingender
Ton zu entlocken (entsprechende Übung und Austausch mit Lehrenden
vorausgesetzt).
Die wichtigsten Schlagtechniken (sounds) sind: Bass-Schlag, open
sound (tone), der slap sowie der Tap (dip). Zu den seltener eingesetzten
Effekten zählen: gedämpfter Bass und gedämpfter slap.
Darüber hinaus sind der Phantasie der Tonbildung keine Grenzen
gesetzt.
Die Sounds im Einzelnen: Der Bass-Schlag (bass, basse) wird
mit der gestreckten flachen Hand in der Mitte des Trommelfelles
gespielt. Das Fell federt die Hand zurück und kann frei nachschwingen.
Bei sehr kleinen Djemben kann es sein, dass der beste Bassklang
erzielt wird, indem die vorderen Fingergelenke in die Mitte des
Fells schlagen; eigentlich die Technik für den gedämpften
Bass, wobei die Hand auf dem Fell liegen bleibt. Oft folgt auf so
einen Schlag ein gedämpfter Slap. Er erklingt, indem die Basshand
immer noch auf dem Fell liegt. Wegen der unterschiedlichen Zeitkoordination
der Bewegung innerhalb eines Rhythmus zählt das zu den fortgeschrittenen
Techniken.
Der open-sound (dark, tone, sombre): Dieser Schlag wird
in den Bereich des Randes, etwa 1/3 vom Rand zum Mittelpunkt, geschlagen.
Die Fingergelenke spielen einen satt klingenden, Regentropfen ähnlichen
tone, wobei der vordere Handtellerrand in etwa über dem Rand
der Djembe zu liegen kommt. Der Klang soll trocken, wie Regen auf
einem Zeltdach und nicht grell sein. Tonbildend ist die kurze Zeit,
die die Finger auf dem Fell verbringen. Je kürzer (wenige Millisekunden)
umso greller, je länger umso trockener ist der Klang. Bei kleineren
Trommeln sind wieder Abweichungen von der Handstellung nötig,
da sonst ein Bass ertönt.
Der slap (snap, light, claire, claqué) ist für
Anfänger sicher der am schwersten zu erlernende Schlag. Später
merkt man aber, dass gut akzentuierte, laute, aber trockene open
sounds (tones) womöglich die größere Übungshürde
darstellen. Mit dem Handballen schlägt man an den Trommelrand.
(Vorsicht: Blasen, Knochenbrüche! Vorsicht für das mittlere
Daumengelenk!) Überhaupt soll die Kraft optimal in die Fingerspitzen
schnellen und nicht zwischen Handteller und Holzrand wirken. Dabei
sollen die Finger so viel Spannung haben, dass sie wie die Spitze
einer Peitsche auf das Fell federn. Es entsteht ein heller, obertonreicher,
manchmal knalliger, greller Klang. Die Kunst besteht darin, diesen
Klang auch leise ertönen zu lassen. Slap und tone sollen maximal
voneinander entfernt klingen. Dazwischenliegende Übergänge
dienen der Modulation des Klanges, entsprechend dem Rhythmus. Der
Slap erfordert viel Übung und wird autodidakt nur selten als
Übungsziel erreicht. Wozu auch, es gibt vielerorts hervorragende
Kurse aller Übungsstufen und die Zahl der Djembe-LehrerInnen
in Europa nimmt ständig zu.
Der Tap (dip) ist eigentlich ein Lückenfüller
beim sogenannten Hand-to-hand-Spiel: In den Pausen wird mit den
Fingerspitzen an den Rand gedippt, um den Bewegungsfluss aufrecht
zu erhalten. In Afrika finden wir diese Technik fast nur bei Solisten,
die alleine spielen und ihre Gesänge auf der Djembe begleiten.
Die Djembe ist eine Handtrommel. Die Schlagtechnik ist im Vergleich
zu anderen Instrumenten relativ schnell erlernbar und es erfordert
keine langwierigen Geschicklichkeitsübungen, um ihr ihren typischen,
obertonreichen Klang mit dem breiten Frequenzspektrum zu entlocken.
Zum Beispiel: Congas, Bougarabous, die Sabar und indische Tablas
sind in der Spieltechnik wesentlich komplexer und daher schwerer
erlernbar. Eines wird daher bei der Djembe oft unterschätzt:
Die Notwendigkeit der Präzision in Bezug auf Rhythmik und
Zeitgenauigkeit gilt genauso wie bei anderen Instrumenten.
Es macht nicht viel Sinn, diese musikalischen Notwendigkeiten mit
Argumenten wie folgenden zu umgehen: "es handelt sich um spontane
Kreativität" oder "das Trommeln muss spontan aus dem Bauch
heraus kommen" oder "ich lasse mich von meinem inneren, eigenen
Rhythmus führen" oder "es kommt mehr auf die esoterischen Bewusstseinsübungen
an". Um das geschehen zu lassen braucht es die rhythmische Fähigkeit
und die kommt nur vom Lernen und Üben. Die Argumente mögen
allerdings für sich alleine stehend in mancher Situation passen.
Gemeinsames
Musizieren (ein Auditorium mit einbezogen) bedarf aber immer der
Beachtung grundlegender, musikalischer Gesetzmäßigkeiten
und Regeln, die es zu erlernen gilt. Die Djembé erlaubt,
Rhythmen verschiedener Kulturen zu spielen und sie über die
traditionellen, afrikanischen Möglichkeiten hinaus als allgemeines
Perkussionsinstrument einzusetzen.
Es macht aber durchaus Sinn, auf einem Instrument die Musik und
vor allem die
Trommelworkshop 2003 in Kleinmühl
Spieltechnik seiner Herkunftskultur, mit ihren besonderen Charakteristika,
zu erlernen und zu verstehen. [nach oben]
Hand-to-hand vs. Freehand
Wir Europäer bevorzugen am Beginn meist eine Hand-to-hand-Spieltechnik.
Dabei wird ein gleichmäßiger Links-rechts-Bewegungsfluss
aufrechterhalten. Pausen werden als Fingerdips an den Rand der Djembe
leise angedeutet und entsprechend dieser gleichmäßigen
Links-rechts-Abfolge der jeweilige Schlag von der zuständigen
Hand ausgeführt. Das ist für Anfänger auch die empfehlenswerte
Vorgangsweise. Sie hilft Gleichmäßigkeit im Spiel zu
erlangen, Pausen mitzuzählen bzw. zu überbrücken
und zeitlich genau einzuhalten und auch Notenschriften praktisch
umzusetzen.
Ab dem Einsatz von Doppelschlägen, schnellen Passagen und
Triolen funktioniert diese Technik nicht mehr zufriedenstellend
und die rechte und die linke Hand müssen im Bewegungsablauf
unabhängiger von einander werden. Das führt schließlich
zu dem in Afrika meist üblichen Freehand-Style, das
heißt die Bewegungen der Schläge werden ökonomisch
auf die beiden Hände verteilt, unterliegen aber nicht mehr
dem gleichmäßigen Links-rechts-Fluss. Genug der Theorie,
das alles könnt ihr in Kursen aller Schwierigkeitsstufen erlernen.
[nach oben]
Bauarten, Bespannung und Qualitäten
der Djembe
Ich verrate nun ein paar Tricks aus meiner Werkstatt und ein
paar Erfahrungen aus den Ursprungsländern der Djembé,
um euch zu helfen, Qualitätskriterien zu erkennen und leichter
zu eurer optimalen Djembé zu finden.
Der
Djembekörper wird normalerweise aus einem einzigen Baumstamm
herausgeschnitzt und besteht aus einem Kessel und einem Rohr oder
Trichter. In jeder Region Westafrikas werden andere Hölzer
für die Herstellung verwendet. Als Werkzeuge dienen einfache,
aber praktisch geformte Wechselstielhacken, Schnitzeisen und große
Holzraspeln. Ein geschickter Schnitzer kann einen Korpus in 4
bis 6 Stunden in Rohform herausschlagen.
In
Guinea und den tropischen Regionen verwenden die Trommelschnitzer
die Holzarten silk-cotton, khari, wulinyi, ngoni und oft
das begehrte longai (lingue, Afzelia), also eher Tropenhölzer.
Manchmal verwendet man auch billige, weil schnell zu verarbeitende
Weichholzarten (Balsa-ähnlich). Obwohl die Trommelkörper
dickwandig sind, haben manche ganz gute Klangeigenschaften. In Senegal
und Gambia, in der Trockensavanne, verwendet man meist Duto (wild
Mango tree, lat. Cordilla Pinnata), ein extrem hartes, schwingungsfreudiges
Holz. Die Schnitzer verwenden dort mit Vorliebe das Holz natürlich
oder durch Buschfeuer abgestorbener Bäume, weil es am wenigsten
Risse hat. In den 90er Jahren war die Verwendung der Hölzer
noch nicht problematisch, da sich die Zahl der in die reichen Länder
importierten Djemben in Grenzen hiet. Inzwischen sind ganze Industrien
entstanden, die Bäume rar und der Raubbau
hält munter Einzug.
In den Industrieländern findet ihr auch Körper aus Glasfiber,
aus Holz nach Fassbinderart verleimte oder aus Baumstämmen
oder Verleimhölzern gedrechselte Körper sowie andere Materialien
aus meiner Werkstatt z.B. aus dem faszinierenden, vollkommen
ökologischen Faserverbundwerkstoff Hempstone
R nur mit Wasser gebunden.
Die Proportionen zwischen Kessel und Trichter variieren ein wenig.
Trommeln mit kleinerem Kessel sind meist "knackiger" im Klang, solche
mit größerem Kessel und etwas dickerer Ziegenhaut "bassiger".
In
Afrika hat die Djembe der Form entsprechend auch Unterbezeichnungen.
Werden die Trichter in geschwungener Form gefertigt heißt
sie Djembé bara, hat sie eher gerade Rohre heißt
sie Djembé soulé. Der Durchmesser der Verengung
zwischen Kessel und Trichter bestimmt weitgehend die Höhe des
Basstones. Je kleiner diese Öffnung ist, umso tiefer schwingt
der Bass, und ab einem gewissen Maß wird er leise und matt.
Der wohlgeformte und glatt gearbeitete Trommelkörper wird
einseitig mit Ziegenhaut bespannt. In Europa werden manchmal
dickere Häute von Hirsch, Kalb oder Ziegenbock, ja sogar Dachs
usw. verwendet. Es mag esoterischer oder sonstiger Bedeutung wegen
geschehen, ist meiner Erfahrung nach akustisch ungünstig, da
die physikalische Form der Djembe einen extrem hohen Tonbereich
ermöglicht, was mit zu dicker Haut wieder zunichte gemacht
wird. Als Akustiker sehe ich es, wie wenn man auf eine Gitarre Basseiten
aufziehen würde. Dicke Haut passt eher auf großkesselige
Trommeln, wie Congas oder Bougarabous. Dort kann sie ihre Klangeigenschaft
besser entfalten. Es sind eben bei manchen Herstellern der akustische
Aspekt nicht so von Bedeutung, sondern eher esoterische oder andere
Aspekte im Vordergrund.
An der Verengung zwischen Kessel und Trichter wird ein mindestens
6mm dicker Eisenring, möglichst knapp sitzend, aufgeschweißt.
Er kann mit Decorstoff umwickelt werden. Dann werden exakt so viele
Schlingknoten mit 5 oder 6 mm dicker Schnur herumgeschlungen,
wie der obere Ring haben soll. Hier wird oft gespart! Die Schnur
sollte nie dünner als 5mm sein, sie gibt sonst nach oder reißt
gar ab. Die Anzahl der Knoten, das gilt als Faustregel, ist idealerweise
so groß wie der Durchmesser der Trommel in cm. Also 36
Knoten bei 36 cm Durchmessser, entsprechend 40 Knoten bei 40 cm
Durchmesser. Weniger Knoten würde ich als spärliche, sparsame
Beschnürung bezeichnen.
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Zum Bespannen wird die eingeweichte, nasse Haut über den Trommelkörper
gelegt. Ein vorgefertigter Eisenring, der recht knapp und genau
bemessen sein soll (auch ein Qualitätsmerkmal), wird darüber
gelegt und das Fell nach der Mitte hin darüber eingeschlagen.
Ein zweiter Eisenring, der auch mit Stoff umwickelt ist, wird mit
einer etwa 6 mm dicken Schnur, rundum mit gleicher Anzahl Schlingknoten
versehen so wie der unterste Ring. Dann wird er über die eingeschlagene
Haut gelegt und die Spannschnur im Zickzack zwischen den Schlaufen
des oberen und unteren Ringes eingefädelt. Die Schnur sollte
möglichst aus einem Stück sein und am Ende noch überstehen,
bei 40 Knoten können das schon mal 35 m sein! Diese Schnur
wird nun rundum nachgezogen, bis das Fell ein wenig gespannt ist.
Ist die Haut getrocknet wird noch einmal stärker nachgespannt,
dann das Fell auf der Spielfläche rasiert, das restliche Fell
rundum zugeschnitten und mit der Kreuzschnurfädelung begonnen.
Arbeitet man von links nach rechts, wird die Kreuzschnur (= der
überstehende Rest der Spannschnur) von links nach rechts unter
den zu kreuzenden Schnüren durchgeschoben, dann von rechts
nach links unter der hinteren Schnur (=in dem Fall die linke) durchgefädelt.
Beim Ziehen an der Kreuzschnur nach rechts unten, werden jetzt die
beiden Längsschnüre gekreuzt und dadurch verkürzt.
Dabei ist zu beachten, dass man immer nach unten zieht, da die Kreuzschnur
sonst zu weit nach oben wandert. Arbeitet man nach links, ist alles
seitenverkehrt auszuführen.
Die
Beschnürungsarbeit ist mühsam und deshalb wird hier oft
mit Material und Zeit gespart. Die Qualitätsunterschiede
bei der Bespannung wirken sich auf die Dauerhaftigkeit und die Klimaempfindlichkeit
des Felles sowie auf die Spannung und somit auf den Klang aus.
Bei unseren Djemben werden die Ringe genau angepasst und sitzen
mit den Schnurknoten fest am Holz auf. Dadurch kann die Trommel
schnell nachgespannt werden.
Indem ihr auf die Ringe von oben ein Weichholz oder einen Gummihammer
stirnseitig ansetzt und mit vorsichtigem bis mittelstarkem Klopfen
mit einem Holzhammer oder Stein die Ringe nach unten rückt,
wird das Fell gleichmäßig gestimmt. Durch Schläge
mit einem kleinen Essstäbchen, 4cm vom Trommelrand entfernt,
macht ihr rundum den Klangtest. Ist eine Seite tiefer klingend,
wird an dieser Stelle geklopft, bis alle Bereiche gleich klingen.
Probiert einmal auf diese Weise den Klang eurer Djembe zu verbessern,
ihr werdet staunen. Sofern die Beschnürung noch ausreichend
Spannung hat, bleiben die Ringe nun in dieser Position und die Trommel
ist spielfertig gespannt.
Zum Test spielt ihr einen festen Bassschlag. Wird der Klang der
Slaps nun wieder tiefer, gaben die Ringe wieder nach und es müssen
auch die Schnüre nachgespannt werden. Dabei gilt: Je mehr Schnüre
umso mehr verteilt sich die Kraft und es bleibt ein elastischer
Spielraum, welcher der Haut erlaubt, sich in der trockenen Hitze
zusammenzuziehen und in feuchter Kälte nachzugeben. Das schont
die Haut vor Überdehnung und erübrigt oftmaliges Nachspannen
der Schnüre, besonders nachdem sich eine neu aufgespannte Haut
stabilisiert hat, nach dem "Einspielen". Nachspannen ist
mehr Arbeit bei enger Beschnürung, das Ergebnis ist es aber
wert.
Djemben
aus meiner Werkstatt. wenn sie einmal eingespielt und sorgfältig
nachgestimmt sind, halten sie die Spannung recht gut, auch bei
feuchtem Klima, obwohl sie mit natürlicher Ziegenhaut bespannt
sind. Nach Bedarf kann man rasch durch klopfen auf die Ringe nachstimmen.
Wichtig erscheint mir die Qualität der Verarbeitung.
Lasst euch nicht nur von optischen Eindrücken leiten.
Der Korpus soll möglichst keine Risse haben. Sollten doch einmal
welche auftreten (Äste, Trockenrisse), ist die Trommel nicht
gleich unbrauchbar; die Risse müssen mit geeigneten Harzen
oder Kitten (ideal ist Epoxyharz & Holzmehl, nicht so ideal
ist Weißleim) verschlossen werden, da sonst Luft durchtritt
und dadurch der Basston schlecht schwingt. Der Korpus soll aus möglichst
hartem Holz sein (Hempstone ist noch härter und schont Tropenwaldbestände).
Das Fell kann anfangs von Haarresten oder vom Rasieren etwas rauh
sein. Kein Problem: Es lässt sich glattspielen oder mit feiner
Klinge abziehen (Vorsicht, das braucht Übung). Wer den Kampf
der Hände mit dem rauhen Fell scheut, kann auch zunächst
mit einer Rasierklinge schaben oder mit ganz feinem Schleifpapier
(mindestens 400) glätten (Vorsicht im Randbereich!).
Werden die Spielhände mit Fett (Sheabutter
o.ä.) eingerieben (keine Feuchtigkeitscremes oder "light"-
Cremes verwenden!), erhält das Fell nach und nach eine sehr
feine, glatte Oberfläche. [nach
oben]
Link: Checklist für
die Qualität einer Djembe
Die "richtige" Djembe
Die
Vielfalt und die Unterschiede in Klang, Größe, Dauerhaftigkeit,
Belastbarkeit und in der Qualität der verwendeten Materialien
sowie deren Verarbeitung sind gewaltig groß (so unterschiedlich
wie bei anderen Instrumenten auch). Dementsprechend variieren auch
die Preise. Hier gilt es, das passende Instrument für sich
oder für den jeweiligen Zweck zu finden. Zum Beispiel:
edel verzierte, glanzlackierte Konzertdjemben werden am Lagerfeuer
leicht zerschunden und schlichte, wenig verzierte Djemben wirken
bei Konzerten womöglich schäbig. Dabei sind Klang, Größe
oder Gewicht noch gar nicht berücksichtigt.
Zur Auswahl der Größe: Suchst du eine ideale
Übungsdjembe, so wählst du eine, die du, in einer deiner
Körpergröße entsprechenden, bequemen, aufrechten
Sitzposition, leicht nach vorne gekippt bequem spielen kannst, ohne
die Handgelenke besonders abwinkeln zu müssen. Große
Konzertdjemben kann man stehend, mit Gurten umgehängt spielen,
oder es ist ein höherer Sitz erforderlich. Sehr kleine Trommeln
verlangen eine andere Spieltechnik, sind daher zum Lernen für
Anfänger nicht so empfehlenswert.
TrommlerInnen haben immer ein Sortiment gut gepflegter, spielbereiter
Djemben, für die verschiedenen Anlässe, der unterschiedlichen
Känge wegen, sowie als Reserve, wenn einmal ein Fell reißt
(es braucht dann eine Zeit, bis ein neues Fell aufgespannt und spielfertig
eingestimmt ist). [nach oben]
Rhythmen
und Tänze
Tanz und Rhythmus ist in Afrika ein fest verwobenes und vor allem
wechselseitiges System. Die TänzerInnen bewegen sich nach der
Trommel, aber auch die TrommlerInnen versuchen, die TänzerInnen
und ihren individuellen Ausdruck mit der Trommel zu interpretieren
und zu verstärken.
Die Rhythmen der Westafrikaner haben einige typische Merkmale:
Meist haben sie einen Zählzyklus von 12 Beats oder ein Vielfaches
davon. Einige AutorInnen sprechen von ternären Viervierteltakten;
der Tanzschritt sei meist im Viertel, also symmetrisch, die Viertel
werden in drei Teile, also ternär unterteilt, das ergibt also
12 Beats für einen "Viervierteltakt".
Meiner Erfahrung nach bezieht sich Tanz nicht nur auf die Beine,
in Afrika tanzt der ganze Körper und da gibt es durchaus ternäre
Bewegungsmuster mit Schultern, Armen, Händen etc. Man beobachte
eine Tänzerin, die einen der zahlreichen (ca. 20) Doudounba-Rhythmen
tanzt...
Daneben
finden sich einige tatsächlich binäre Rhythmen, also 8-,
16-, oder 32-zählige Strukturen: Kuku, Kassa, Djole, Zaoulia,
Djagbe, Könö und andere (der Yankadi wird je nach Autor
zu den binären oder ternären Rhythmen gerechnet). Ich
kenne auch 18-zählige Rhythmusstrukturen aus Westafrika
(Njandufare, Kokobasajo), so dass die 4/4Struktur nicht verallgemeinert
werden kann. Ich teile diese Sicht auch aus anderen Gründen
nicht, denn da zeigt sich schon das Problem: Wir Europäer verwenden
ein Schema, ein Muster, eine Schrift, wollen verstehen,.. Das ist
dem afrikanischen Kulturträger fremdl. Es wird ein "feeling"
überliefert und die nächste Generation übernimmt
es. Manchmal wird es auch verändert, wandelt sich, es lebt.
Das macht dieses Studienfeld so spannend. Das verursacht die verschiedenen
Schreibweisen der Begriffe, der Notenschriften und schließlich
auch die Uneinigkeit in den Interpretationen mit Hilfe unseres Musikschemas.
Dreizählig? - vierzählig ?- manche Rhythmen grooven irgendwo
dazwischen und verweigern sich einem übergestülpten Schema.
Es finden sich innerhalb der Stücke rhythmische Einleitungen
(Intros), rhythmische Rufe und Blockierungen (apell, blocage, break),
Verdichtungen mit Tempobeschleunigungen (chauffer), die als Signale
in jedem Tanz und Rhythmus weitgehend festgelegt sind. Die Rhythmen
sind auch eindeutiger an den Bassstimmen (meist Vielfach der Djembe-Rhythmen)
erkennbar als an den Djembébegleitstimmen, welche sich in
einer Vielzahl von Rhythmen und Tänzen ähnlich oder gleich
sein können.
Ihr versteht nun, dass dieser Musik durchaus ein mathematisches
System zu eigen ist, es sich uns aber nicht immer klar zeigt: Berechnetes
Feeling ...
Wenn es mir gelungen ist, in euch die Neugier an der Welt der Rhythmen
und Trommeln zu wecken, haben diese Zeilen ihren Zweck erfüllt.
[nach oben]
© 2003 Norbert Schmid | DRUMPARAM | Kleinmühl | A-3970
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